Erkennen, verstehen und richtig behandeln
Wir alle kennen Durchfall bei Hunden, denn jeder Hund hat im Laufe seines Lebens irgendwann einmal mit Durchfall zu kämpfen. Oft handelt es sich um eine harmlose Reaktion des Körpers, die von selbst wieder abklingt – etwa nach dem Fressen von etwas Unverträglichem oder durch Stress.
In solchen Fällen bessern sich die Beschwerden meist nach kurzer Zeit. Doch es gibt auch Situationen, in denen du unbedingt handeln und den Tierarzt aufsuchen solltest. Hier erfährst du, worauf du bei Durchfall achten musst, wie du erste Maßnahmen zu Hause ergreifen kannst und wann es ratsam ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
-> Was passiert bei der Verdauung?
-> Ist Durchfall eine Krankheit?
-> Arten von Durchfall bei Hunden
-> Die Ursachen
-> Wann solltest du zum Tierarzt gehen?
-> So kannst du deinem Hund helfen
-> Kann man Durchfall vorbeugen?
Was passiert bei einer gesunden Verdauung?
Nachdem dein Hund das Futter gekaut und geschluckt hat, wird es über die Speiseröhre in den Magen transportiert. Dort wird es vorübergehend gespeichert und mit Salzsäure sowie Pepsin vermischt. Pepsin ist ein Enzym, das im Magensaft vorkommt. Dieses Enzym spaltet die
Eiweiße im Futter und startet damit die Verdauung der Proteine. Der entstandene Speisebrei wird in kleinen Portionen in den Dünndarm weitergeleitet, wo er mit Verdauungssäften, Gallenflüssigkeit aus der Leber und Enzymen der Bauchspeicheldrüse versetzt wird. Diese Stoffe spalten die Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße weiter auf, sodass der Körper sie aufnehmen und für den Stoffwechsel nutzen kann. Der verbleibende Darminhalt gelangt schließlich in den Dickdarm, wo er eingedickt und als Kot über den After ausgeschieden wird.
Ist Durchfall eine Krankheit?
Durchfall bei Hunden ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom, das durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden kann. Bei Durchfall setzt der Hund oft in kurzen Abständen weichen bis flüssigen Kot ab. Dieser kann durch den erhöhten Wassergehalt entweder noch leicht geformt und weich sein oder auch ungeformt, breiig bis hin zu wässrig erscheinen. Durchfall kann unverdaute oder verdaute Nahrungsreste enthalten und manchmal mit Schleim oder Blut durchsetzt sein. Von chronischem Durchfall spricht man, wenn die Symptome länger als zwei Wochen anhalten oder immer wieder in Phasen auftreten. Zuvor wird der Durchfall als akut bezeichnet.
Es gibt unterschiedliche Arten von Durchfall bei Hunden
Tierärzte unterscheidet zwischen verschiedenen Durchfallarten: Dünndarm- und Dickdarmdurchfall, akutem und chronischem Durchfall sowie infektiösem und nicht infektiösem Durchfall.
Diagnostisch gesehen spielt es eine wichtige Rolle zwischen Dünndarm- und Dickdarm-Durchfall zu differenzieren. Hunde, die an Dünndarm-Durchfall leiden weisen oft zusätzliche Symptome auf. Bei chronischem Durchfall bleibt das allgemeine Wohlbefinden des Hundes meist unbeeinträchtigt, und es treten keine weiteren Symptome auf. Die Krankheitsverläufe weisen daher klare Unterschiede auf.
Dünndarm-Durchfall
- Erhöhten Kotabsatz (zwei- oder dreimal häufiger als gewöhnlich)
- Kotmengen meist deutlich größer
- Hund kann den Kotabsatz (auch über Nacht) kontrollieren
- Gelegentlich: Blut- oder Schleimspuren im Kot
- Der Appetit variiert stark – von gesteigertem bis hin zu Appetitlosigkeit.
- Gewichtsverlust und Erbrechen treten häufig auf
- Blähungen, Bauchschmerzen und vermehrtes Speicheln (Anzeichen für Übelkeit) eher selten
Dickdarm-Durchfall
- Erhöhten Kotabsatz (vier- bis sechsmal häufiger als gewöhnlich)
- Kotmengen klein oder normal
- Hund kann den Kotabsatz nicht mehr kontrollieren
- Oft sind Blut- oder Schleimspuren im Kot zu finden
- Der Appetit des Hundes bleibt meist normal, kann aber auch verringert sein
- Gewichtsverlust ist selten
- Stuhldrang ist schmerzhaft
- Manchmal enthält der Kot unverdaute Futterreste
Die Ursachen von chronischem Durchfall bei Hunden
Chronischer Durchfall bei Hunden kann eine Folge von Magen-Darm-Erkrankungen sein. Doch auch viele andere Erkrankungen können die Beschwerden verursachen. Dazu zählen unter anderem:
- Futtermittelunverträglichkeiten
- Entzündungen oder Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse
- Virusinfektionen wie Staupe oder Leptospirose
- Stoffwechselstörungen
- Funktionsstörungen von Leber, Nieren oder Nebennieren
- Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten
- Vergiftungen
Futterwechsel und Stress können ebenfalls zu Beschwerden führen. Tierärzte unterscheiden bei Magen-Darm-Problemen zwischen angeborenen und erworbenen Erkrankungen sowie zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Auslösern. Chronische Durchfälle, die durch Bakterien oder Viren verursacht werden, sind eher eine Seltenheit. Auch Pilze, Einzeller oder Algen spielen nur selten eine Rolle. Häufiger sind Parasiten wie Peitschenwürmer oder Giardien der Grund für hartnäckige Darmentzündungen mit chronischem Durchfall. Trotz gründlicher Untersuchungen kann die genaue Ursache in nur 40 bis 60 Prozent der Fälle festgestellt werden. Es ist jedoch wichtig, mögliche Ursachen auszuschließen und die Symptome zu behandeln.
Wann solltest du zum Tierarzt gehen?
Leichte Durchfälle können oft von selbst verschwinden, ohne dass eine Behandlung nötig ist. Oft reicht es aus, deinem Hund eine Magen-Darm-Schonkost zu geben, damit sich sein Verdauungstrakt erholen kann. Zeigt dein Hund jedoch Anzeichen von Apathie, wirkt müde, hat keinen Appetit, verliert an Gewicht oder hat Fieber, deutet das auf ein gestörtes Allgemeinbefinden hin. Sollten die Durchfälle mehrere Tage andauern, sehr stark sein oder du Blut im Kot bemerkst, solltest Du sofort einen Tierarzt aufsuchen: Eine gründliche Untersuchung ist dann unbedingt notwendig.
Bei einem stark apathischen, abgemagerten oder ausgetrockneten Hund ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten. Er muss dringend tierärztlich versorgt und lebensbedrohliche Flüssigkeitsverluste müssen umgehend behandelt werden. Leider Ihr Welpe unter Durchfall, sollten Sie ihn immer beim Tierarzt vorstellen.
Dr. Jennifer Nehls
So kannst du deinem Hund helfen
Im Praxisalltag zeigt sich oft, dass Tierärzte bei plötzlich auftretendem Durchfall ohne Blut Schonkost empfehlen, während viele Tierbesitzer eine Behandlung mit Antibiotika lieber hätten. Doch das Prinzip „Viel hilft viel“ ist hier fehl am Platz, da in den meisten Fällen Bakterien nicht die Ursache für den Durchfall sind. Die Beschwerden dauern oft bis zu sechs Tage an, egal ob dein Hund Antibiotika bekommt oder nicht. Rät dir dein Tierarzt von der Gabe von Antibiotika ab, solltest du diesem Rat folgen und nicht darauf drängen.
Was ist das Problem bei Antibiotika? Antibiotika wirken sowohl gegen schädliche als auch gegen nützliche Bakterien. Dadurch wird die Darmflora angegriffen, was zu Durchfall führen kann. Sie tragen auch zur Entstehung resistenter Keime bei, was ein globales Problem darstellt. Außerdem können Antibiotika Nebenwirkungen wie Durchfall und Erbrechen hervorrufen und Beschwerden verlängern, die möglicherweise von selbst verschwunden wären.
Warum ist die Darmflora so wichtig?
Eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora kann durch Stress, Krankheiten oder den Einsatz von Antibiotika ausgelöst werden. In diesem Fall nehmen schädliche Keime überhand und verdrängen die für einen gesunden Darm notwendigen Bakterien. Diese ungesunde Besiedlung des Darms, auch als Dysbiose bezeichnet, ist häufig eine Folge – nicht die Ursache – von chronischem Durchfall bei Hunden. Da der Darm einen entscheidenden Teil des Immunsystems bildet, kann eine gestörte Darmflora die Abwehrkräfte des Körpers erheblich schwächen.
Ob dein Hund fasten muss oder eine Magen-Darm-Schonkost bekommt, entscheidet dein Tierarzt. Befolge genau seine Anweisungen zur Therapie und Ernährung. Stelle sicher, dass dein Hund immer frisches Wasser hat, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Wenn sich sein Zustand verschlechtert, zögere nicht, ihn erneut zum Tierarzt zu bringen. Hier findest du Schonkost Rezepte für deinen Hund.
Kann man Durchfall bei Hunden vorbeugen?
Es ist schwierig, eine allgemeingültige Aussage darüber zu treffen, wie man Durchfälle gezielt verhindern kann, da die Ursachen dafür sehr vielfältig sein können. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, die für dich und deinen Hund grundsätzlich hilfreich sind:
Achte darauf, dass dein Alltag möglichst stressfrei ist, um deinem Hund ein entspanntes Umfeld zu bieten. Füttere ihn regelmäßig mit hygienisch einwandfreiem Futter. Das Futter sollte immer an einem trockenen, sauberen und kühlen Ort gelagert werden.
Sorge außerdem dafür, dass er jederzeit frisches Wasser zur Verfügung hat und vermeide es, ihm abgestandenes Wasser trinken zu lassen. Dieses kann Bakterien oder Schmutzpartikel enthalten, die zu gesundheitlichen Problemen führen können.
Um die Gesundheit deines Hundes zu unterstützen, solltest du den Kot regelmäßig im Garten oder unterwegs einsammeln und entsorgen. Denke daran, deinen Hund regelmäßig zu entwurmen, um Parasitenbefall vorzubeugen. Vermeide zudem den Kontakt mit Hunden, die an Durchfall erkrankt sind, um das Risiko einer Ansteckung zu verringern. Auch deine eigene Hygiene im Alltag ist wichtig, um sowohl deine Gesundheit als auch die deines Hundes zu schützen.
[Quelle: Der HUND 09/2019]
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