Hüftdysplasie beim Hund

Wie früh kann man sie wirklich erkennen?

Die Hüftdysplasie beim Hund ist eine genetisch bedingte Fehlentwicklung der Hüftgelenke, die sich während der Wachstumsphase entwickelt. Im fortgeschrittenen Alter kann sie schmerzhafte Arthrosen nach sich ziehen. Hier findet ihr Informationen zu dieser Krankheit und welche Möglichkeiten es gibt diese früh zu erkennen.

-> Was ist eine Hüftdysplasie beim Hund?

-> Welche Hunde sind vermehrt betroffen?

-> Kommen Welpen bereits krank zur Welt?

-> Symptome für eine Hüftdysplasie

-> Hüftveränderungen und Schmerzen

-> Zeitpunkt für das Screening?

-> Wie funktioniert das Screening?

-> Ausbildung der Arthrosen zu verhindern?

-> Welche Ernährungsfehler vermeiden?

-> Fütterungshäufigkeit und Gelenke?

Was ist eine Hüftdysplasie beim Hund?

Die Hüftgelenksdysplasie oder auch kurz HD genannt, betrifft oft beide Hüftgelenke. Bei einer HD treten deutliche Entwicklungsstörungen am Oberschenkelkopf und an der Hüftgelenkspfanne auf. Die beiden „Gelenkpartner“ passen nicht mehr richtig zusammen und sind teilweise ausgerenkt. Im Gegensatz zu einer vollständigen Ausrenkung, der sogenannten Luxation, bleiben die Gelenkflächen aber teilweise in Kontakt, was dazu führt, dass sie bei Bewegung aneinander reiben. Mit der Zeit können dadurch schmerzhafte Gelenkarthrosen entstehen.

Welche Hunde sind vermehrt betroffen?

Trotz der jahrzehntelangen Bemühungen von Zuchtverbänden, die Erkrankung zu bekämpfen, leidet nach wie vor eine erhebliche Anzahl von Hunden an Hüftdysplasie. Bei einigen Rassen sind es sogar bis zu 75 %. Vor allem mittelgroße und große Rassen sind unabhängig von ihrem Geschlecht häufiger betroffen, während kleinere Rassen deutlich seltener erkranken. Besonders anfällig sind zum Beispiel folgende Rassen:

Berner Sennenhunde
Bernhardiner
Boxer
Deutsche Schäferhunde
Golden Retriever
Labrador Retriever
Neufundländer

Kommen Welpen bereits mit Hüftproblemen zur Welt?

Welpen werden nicht mit kranken Hüften geboren, sondern mit einer Veranlagung für Hüftdysplasie. Das bedeutet, dass sie eine erhöhte Anfälligkeit für diese Erkrankung haben. Die erste Veränderung, die auftritt, ist eine Instabilität oder mangelnde Straffheit der Bänder. Bereits im Alter von etwa zwei Monaten können erste Anzeichen einer lockeren Hüfte auf Röntgenbildern sichtbar sein. Im weiteren Verlauf kommt es zu Gelenkveränderungen, die als Verschleiß bezeichnet werden. Diese Verschleißerscheinungen kann der Tierarzt auf Röntgenaufnahmen bei Hunden im Alter von etwa 4 bis 6 Monaten feststellen. Junge Hunde zeigen häufig viele Jahre keine Beschwerden, besonders wenn die Hüftdysplasie nur leicht ausgeprägt ist. Symptome treten oft erst im fortgeschrittenen Alter auf, wenn die Veränderungen stark fortgeschritten sind.

Symptome für eine Hüftdysplasie beim Hund

Die Symptome für eine Hüftdysplasie beim Hund hängen vom Ausmaß der Veränderungen, vom Alter und Schmerzempfinden des Hundes sowie von der mechanischen Beeinträchtigung der Hüftgelenksfunktion ab. Manche Hunde zeigen trotz der Erkrankung keine Lahmheit. Erste Anzeichen, die vom Besitzer oft nicht erkannt werden, treten bereits im Alter von 4 bis 8 Monaten auf. Die Hunde bewegen sich breitbeinig und haben einen watschelnden Gang. Sichtbare Beschwerden, die für den Halter erkennbar sind, zeigen sich häufig erst später und werden oft als Zeichen des Alterns missverstanden, anstatt als Schmerz. Betroffene Hunde werden in ihrer Aktivität eingeschränkter, haben Schwierigkeiten beim Aufstehen, Treppensteigen und auch das Einsteigen in ein Auto fällt ihnen schwer. Im weiteren Verlauf kann eine deutlich sichtbare Lahmheit auftreten. Zu diesem Zeitpunkt ist die Beweglichkeit der Hüfte bereits stark eingeschränkt und verursacht Schmerzen bei der Untersuchung.

Was sind die Folgen?

Die Hunde nehmen eine Schonhaltung ein, um die Hüfte zu entlasten, was zu einer Überlastung der Vorderbeine führt. Dadurch entwickeln sich häufig auch Probleme in den Schultergelenken. Etwa 30 Prozent der betroffenen Hunde leiden zusätzlich unter Knie- und Schultergelenksproblemen aufgrund von Fehlhaltungen. Die schmerzbedingte Schonhaltung der Hinterbeine führt zu einem Abbau der Oberschenkelmuskulatur, was Tierärzte als Inaktivitätsatrophie bezeichnen – also den Rückgang der Muskeln durch mangelnde Bewegung. Gleichzeitig ist die Muskulatur im Schulterbereich oft stark verspannt, was auf die Überlastung der Vorderbeine zurückzuführen ist.

Hängen die Hüftveränderungen und die Beschwerden eng zusammen?

Die traurige Antwort: Nein! Das macht es für die Halter oft besonders schwierig. Das Schmerzempfinden und die Schmerztoleranz von Hunden sind sehr individuell, weshalb Hundebesitzer ihre Hunde erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zum Tierarzt bringen. Ein junger Hund kann bereits deutliche Veränderungen an der Hüfte haben, die im Röntgen sichtbar sind, dabei aber kaum Schmerzen zeigen und über Jahre hinweg beschwerdefrei wirken. Im Laufe des Alters schreiten diese Hüftveränderungen

jedoch weiter voran, ohne Möglichkeit einer Heilung. Auch sekundäre Probleme an Knie- und Schultergelenken können auftreten und sind unvermeidbar. Viele Hunde leiden früher oder später unter starken Schmerzen durch die entstandenen Arthrosen.

Daher ist es sinnvoll, die Hüften frühzeitig routinemäßig zu untersuchen, um eine gezielte Behandlung rechtzeitig beginnen zu können.

Welcher Zeitpunkt eignet sich am besten für das Screening?

Das radiologische Screening auf Hüftdysplasie beim Hund erfolgt bei großen Hunderassen nach den Richtlinien der Federation Cynologique Internationale (FCI) frühestens im Alter von 12 Monaten und bei sehr großen Rassen frühestens ab 18 Monaten. Zu diesem Zeitpunkt sind die Veränderungen an der Hüfte jedoch oft schon stark fortgeschritten. Sowohl der Halter als auch der Tierarzt haben damit den optimalen Zeitpunkt für präventive Maßnahmen wie eine Anpassung der Ernährung, eine Ernährungsumstellung oder physiotherapeutische Behandlungen verpasst. Auch vorbeugende Operationen sind zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.

Für das Screening kommt das sogenannte Penn-Hip-Screening zum Einsatz, eine zuverlässige Röntgenmethode zur Feststellung einer lockeren Hüfte. Penn-Hip steht für das „Pennsylvania Hip Improvement Program“, ein Programm der Universität Pennsylvania zur Verbesserung der Hüftgesundheit.

Eine Heilung der Hüftdysplasie ist bislang nicht möglich. Eine frühzeitige Therapie kann jedoch die Prognose deines  Hundes deutlich verbessern. Empfohlene Maßnahmen umfassen beispielsweise:

  • Akupunktur
  • chirurgischer Eingriff
  • Gewichtsreduktion
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Physiotherapie
  • Schmerzmedikamente

Wie funktioniert das Screening?

Ein Tierarzt, der auf das Penn-Hip-Screening spezialisiert ist, erstellt Röntgenaufnahmen der Hüfte deines Hundes. Diese werden digital an die Universität von Pennsylvania gesendet, wo Experten die Messdaten erheben. Anschließend vergleichen sie diese mit rassespezifischen Daten anderer Hunde aus der Penn-Hip-Datenbank, um das Risiko einer Hüftgelenksarthrose zu berechnen.

Wie unterscheidet es sich vom herkömmlichen Röntgen?

Im Vergleich zum FCI-Screening bietet das Penn-Hip-Screening eine präzisere Vorhersage, welche Hunde im Laufe ihres Lebens eine Hüftdysplasie (HD) entwickeln könnten. Eine Studie ergab, dass 55 Prozent der Labrador Retriever, die mit einem herkömmlichen Screening untersucht wurden und im Alter von zwei Jahren normale Hüftgelenksbefunde aufwiesen, später dennoch eine HD mit Arthrose entwickelten. Durch das Penn-Hip-Screening kann bereits frühzeitig die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Hüftgelenksarthrose berechnet werden. So haben Tierärzte und Halter die Möglichkeit, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, noch bevor Arthrosen entstehen.

Was kannst du tun, um die Ausbildung der Arthrosen zu verhindern?

Die Entwicklung und der Verlauf der Hüftdysplasie beim Hund hängen maßgeblich von der individuellen genetischen Veranlagung ab. Zusätzlich spielen äußere Einflüsse eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel die Ernährung, das Gewicht und die körperliche Belastung. Diese Faktoren können die Hüftgelenke belasten und das Fortschreiten der Erkrankung fördern. Eine ausgewogene Ernährung, besonders in der Wachstumsphase des Hundes, ist eine entscheidende Maßnahme, um die Gesundheit der Gelenke positiv zu beeinflussen.

Während der ersten sechs bis acht Monate, die als Hauptwachstumsphase gelten, kann eine bedarfsgerechte Fütterung ein gleichmäßiges und langsames Wachstum des jungen Hundes unterstützen. Wird jedoch Futter mit zu hoher Energiedichte über dem tatsächlichen Bedarf des Hundes gefüttert, steigt das Risiko für Gelenkerkrankungen wie die Hüftdysplasie.

Wie kannst du in dieser wichtigen Phase Ernährungsfehler vermeiden?

Wenn du einen Junghund hast, solltest du unbedingt eine Ernährungsberatung bei deinem Tierarzt oder einem ausgebildeten Ernährungsberater einholen. Ernährungsfehler während der Wachstumsphase können nämlich erhebliche Auswirkungen auf die Gelenkgesundheit deines Hundes haben. Es ist besonders wichtig, dass dein Junghund optimal mit Energie, Eiweiß und Mineralstoffen versorgt wird. Der Bedarf an Energie und Eiweiß ist bei Junghunden deutlich höher als bei ausgewachsenen Hunden. Allerdings sinkt der Energiebedarf mit zunehmendem Alter und hängt zudem von der Rasse, der Haltung, dem Temperament und der Bewegung des Hundes ab.

Zu viel Energie im Futter kann ein zu schnelles Wachstum fördern und zu einer verfrühten Gewichtszunahme führen. Diese Hunde wirken auf den ersten Blick nicht übergewichtig, erreichen jedoch ihr rasseabhängiges Endgewicht viel zu früh. Dadurch werden sie sehr schnell groß und kräftig, was das unreife Skelett stark

belastet und das Risiko für Hüft- und Ellbogendysplasien erhöht. Auch der Eiweißgehalt des Futters spielt eine entscheidende Rolle: Ist er zu niedrig, wird dieser Mangel durch eine verstärkte Fetteinlagerung im Gewebe ausgeglichen, was Übergewicht und eine zusätzliche Belastung der Gelenke zur Folge hat. Darüber hinaus ist die Versorgung mit Mineralstoffen, insbesondere das Kalzium-Phosphor-Verhältnis, von großer Bedeutung. Der Kalziumbedarf ist höher als der Phosphorbedarf, und ein ungünstiges Verhältnis oder eine zu hohe Kalziumzufuhr kann die Mineralisierung der Knochen stören, was zu einer erhöhten Instabilität führt.

Experten empfehlen: Bei Junghunde großer Rassen mit bereits bestehenden Gelenkproblemen frühzeitig von Welpenfutter auf ein Futter für ausgewachsene Hunde umzusteigen, um eine gelenkentlastende Entwicklung zu fördern.

Hat die Häufigkeit der Fütterung Einfluss auf die Gesundheit der Gelenke?

Ja, auf jeden Fall. Einige Hunde erhalten ihr Futter den ganzen Tag über zur freien Verfügung. Studien zeigen, dass diese Hunde deutlich schneller wachsen als solche, die mehrmals täglich kleinere Portionen erhalten. Optimal sind anfangs drei bis vier Mahlzeiten pro Tag. Ab einem Alter von sechs Monaten kanns du die Fütterungintervalle schrittweise auf zwei Mahlzeiten pro Tag reduzieren. Bei erwachsenen Hunden kannst du das beibehalten oder auf eine Mahlzeit pro Tag senken. Wenn dein Hund das Futter nicht sofort frisst, solltest du den Futternapf nach etwa 30 Minuten entfernen. Dadurch lassen sich die negativen Auswirkungen einer dauerhaften Fütterung vermeiden. Zudem ist es wichtig, die Futtermenge an die Gewichtsentwicklung anzupassen und das Körpergewicht deines Hundes regelmäßig zu dokumentieren.

[Quelle: Der HUND 02/2018]

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